Gedanken zu meinem 60. Geburtstag am 26.11.2002

Neulich kam mir der hässliche Gedanke in den Sinn,
dass ich nicht mehr so jung wie früher bin......
Obwohl, das sei hier verraten,
in Panik bin ich deshalb nicht geraten.
Geburtstage sind für mich Schall und Rauch,
ein Jahr älter werden andere auch.

60 sei ich jetzt, ... sagt man mir,
was soll die Zahl frag ich hier.
Warum soll ich mich mit so blöden Ziffern quälen,
mit 40 habe ich aufgehört zu zählen.
48 bin ich,...so schätze ich,
denn so und nicht anders fühl' ich mich.

Alles andere ist mir ganz egal,
in meinem Pass steht nur eine Zahl.
Ein Beamter hat da wohl einen Fehler gemacht,
hat sich die Zahl einfach ausgedacht,
und alle zählen jetzt laufend mit.
Doch für mich zählt nur: Ich bin fit !!

Ich stehe und sitze wie in meinen besten Jugendjahren,
ja sogar gehen kann ich ohne jegliche Gefahren.
Habe immer noch meine Augen und Ohren,
und die Nase sitzt auch noch so wie ich geboren.

Veränderungen habe ich bisher keine wahrgenommen!
Gut, vom Joggen bin ich aufs Radfahren jetzt gekommen.
Und wenn es sich mal günstig trifft,
nehme ich statt 2 Stufen, jetzt gern der Lift.

Mein Körpergewicht hat sich zwar leicht erhöht,
aber die Gürtelschnalle noch in das gleiche Loch rein geht.
Nur sitzt das Gürtel, das verrate ich hier auch,
statt um die Hüfte, jetzt unterm Bauch.

Doch den Bauch habe ich auch schon eingezogen,
alles andere wäre jetzt glatt gelogen.
Doch solche Gedanken belasten nur,
ich mache immer noch eine gute Figur.

Zwar meine Hausapotheke immer größer wird,
weil man ab und zu ein Zwicken spürt.
Das kommt aber nur von unserem Klima,
denn im Süden da geht's mir immer prima!!

Wenn ich am Strand die knackigen Mädchen seh,
ist alles vergessen, nichts tut mehr weh.
Pillen brauche ich dort auch nicht zu schlucken,
und statt einem Zwicken spüre ich's nur jucken.

Denn beim Anblick von "oben ohne", -
gibt's `nen Adrenalin-Stoß sofort zum Lohne.
Mein lieber Mann, da hat man Spaß!!
Ich erinnere mich: Da war doch noch was !!
Doch zurück in der Heimat, bei uns im Kühlen
tu ich mich mindestens 1 Jahr älter fühlen.
Und auch sonst passieren hin und wieder Sachen,
die mich doch nachdenklich meistens machen.

Da sehe ich in der Straßenbahn eine alte Frau,
das ist doch- denke ich,.... genau,
mit der saß ich in der Schule in einer Bank,
denke sofort: Gott sei Dank,
dass ich nicht so schnell gealtert bin.
Das Wort "furchtbar" kommt mir jetzt in den Sinn.

Ich finde schnell jetzt Trost und Kraft,
durch die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft.
So sagt verbindlich Professor Dr. Heller,
Frauen altem sehr viel schneller.

Bevor ich fertig denken kann,
bietet die alte Dame ihren Platz mir an.
"Setzen Sie sich bitte! Ich junger Fratz,
mache älteren Herrschaften gerne Platz."

Und neulich brachte mich (mein Enkel) Sascha schier aus der Spur,
er schaute gerade Video den Film "Ben Hur"
Opa, fragte es so nebenbei,
"Warst du damals auch dabei"?

Da möchte ich schon mal in mich gehen,
ob die Anderen mich vielleicht älter sehen?
Selbst wenn ich abziehe viele Stunden,
wo ich beim Theaterspiel hab Spaß gefunden,
geübt und vorgetragen habe im Theatersaal,
bleibt immer noch eine respektable Zahl.

Doch ein Blick in den Spiegel hilft mir da raus,
so alt wie ich bin, seh' ich nicht aus.
Doch beim Sortieren dieser Gedanken,
Kommt diese Erkenntnis doch ins Wanken.

Hat meine Spiegelbild mich vielleicht betrogen?
Habe ich mich gar selbst belogen?

Plötzlich bin ich vom Gedanken besessen,
habe ich mein Aussehen vielleicht vergessen?
Leide ich gar an Gedächtnisschwund,
wäre "Alzheimer" beim Facharzt der Befund?
Beim weiteren Nachdenken fällt mir auf, ..
"Gesichter" habe ich auch nicht mehr drauf.
Ständig habe ich bei Begegnungen das Problem,
dass ich mich frage: "Woher kenne ich den?"
Besonders peinlich bei Freunden und Bekannten,
ja sogar bei ziemlich nahen Anverwandten.

Ich erinnere mich an keinen mehr,
ich frage mich ständig, woher kennt mich der ? -
Doch im verschleiern da hab' ich Übung,
keiner merkt die Gedächtnistrübung.
Ich grüße mit "Hallo", denn das stimmt immer,
ein falscher Name wäre da viel, viel schlimmer.

Auch beim konsumieren von Literatur,
von Gedächtnis keine Spur.
Ständig muss ich ein Buch von vorne lesen,
mir wird immer klarer: Das ist's gewesen. -
Doch ich erinnere nochmals daran,
meine Altersschwächen sieht man mir nicht an.
Auf 50 schätzt man mich allemal,
allerhöchstens auf 55 maximal.
Von den Zeitgenossen die total blind,
und zum schätzen nicht in der Lage sind,
lassen mich Bemerkungen nicht unberührt,
wenn man mein Alter mir vor Augen führt.
Der Spruch:„Man ist so alt wie man sich fühlt"
trifft mich hart und zwar gezielt.

Was heißt hier "fühlen" wenn ich weiß,
mein Alter steht nur im Personalausweis.
Aber das Foto das ich dort sehe,
bringt mich glatt in des Wahnsinns Nähe.
Es trifft mich hart: Ich armes Schwein,
dem Bild nach, müsste ich schon hundert sein.

Aber Vorteile dieses Zustandes kann ich auch erkennen,
drum will ich sie offen beim Namen nennen.
Die „Weisheit" des Alters ist mir wichtig,
und „heitere Entsagung" scheint auch richtig.

Ich gönne jedem was er hat,
Neid und Missgunst macht krank und platt.
Nur eines trifft tief in der Seele mich, .
wenn ein Gleichaltriger jünger aussieht als ich.

z.B. der "Versicherungsfritze" in meiner Nachbarschaft,
sein Anblick kostet mich täglich Kraft.
Der ist sogar zwei Monate mir voraus,
und sieht noch immer - blendend sau stark aus.

Kürzlich weihte er mich in sein Geheimnis ein,
"diszipliniert" muss man in unserem Alter. sein.
Früh aufstehen, joggen, reiten und auch Golfen,
hat meiner Fitness sehr geholfen.
Kalt duschen, Sauna, Playboy lesen,
beeinflussen spürbar günstig unser Wesen.
Gesunde Ernährung und nicht rauchen,
das ist es war wir in unserem Alter brauchen.
Aber das Allerwichtigste ist, sagt er:
Bis zum Sterben, regelmäßig die Haare färben..

Das mach ich nicht, ich hab 'ne Glatze,
mein Resthaar hat ´nen Silberstrich
Und meine Stirne ein paar kleine Runzeln,
das ist doch alles äußerlich.

Manch einer ist vielleicht erst zwanzig
und außen herrlich von Gestalt,
doch innen schwunglos, trocken, ranzig
und miesepetrig, - das ist alt!

Natürlich kannst Du nicht mehr wachsen
mit sechzig, - aber immerhin -
so lang DU für Humor und Faxen
und Zärtlichkeiten hast 'nen Sinn,

So lang noch Deine Augen glänzen
im Feuer der Begeisterung,
bist Du mit Deinen sechzig Lenzen
trotz Brille und Gebiss - noch jung!